Deutschland summt, das ist der Slogan, den man jetzt überall hört.
Leider entspricht das in keinster Weise der Wirklichkeit.
Es gibt nur noch so wenige Insekten, dass man es kaum noch summen hört. Seit Beginn der industriellen Landwirtschaft sind über 70% der Insektenbestände ausgestorben. Die Insektenforscher schlagen schon lange Alarm, aber die Politik reagiert nur sehr zurückhaltend.
Das Artensterben geht uns alle an – wir gehören auch dazu, was oft vergessen wird.
Brandenburg ist das Bundesland mit dem geringsten Anteil an Biolandwirtschaft und immer noch werden große Mengen an Glyphosat, Neonicotinoiden und anderen giftigen Stoffen eingesetzt. Doch ohne Insekten sterben auch wir, Insekten sind die Grundlage allen Lebens, ohne sie gibt es keine Nahrung für Fische, Vögel, Reptilien sowie Säugetiere und keine Bestäubungsleistung. Ungefähr 70% aller Pflanzen müssen von Insekten bestäubt werden.
Auf die Landwirtschaft haben wir jedoch nur einen indirekten Einfluss durch unser Kaufverhalten. Die längst überfälligen Änderungen der Förderkriterien für eine insektenschonende Landwirtschaft müssen vom Landwirtschaftsministerium und der EU erfolgen.
Aber auch kleine Maßnahmen können große Wirkung entfalten – lassen Sie uns am besten gleich damit anfangen und unseren Teil beitragen!
Bad Saarow hat viele Grünflächen, die extensiv bewirtschaftet werden könnten. Beispiel: Die Grünfläche um den Bahnhof Bad Saarow Pieskow. Dort haben sich schon viele Wildblumen angesiedelt, die jetzt kurz vor der Blüte stehen. Extensive Bewirtschaftung bedeutet, dass nur zwei Mal in Jahr gemäht wird. Das erste Mal ca. Anfang Juli (nach der Blüte und dem Ausfall der Samen) und das zweite Mal im Spätherbst. Auf diese Weise würden die Flächen immer bunter werden und vielen Insekten eine Heimat bieten. Und die wegen der weniger häufigen Mähdtermine eingesparte Arbeitskraft kann sicherlich gut an anderer Stelle gebraucht werden.
Der Naturpark Dahme-Heidesee hat im letzten Jahr Schulungen für ökologische Grünflächengestaltung angeboten. Das Amt Scharmützelsee hatte zu diesem Zeitpunkt (noch?) kein Interesse daran. Vielleicht gibt es in Zukunft erneut die Möglichkeit, eine solche Schulung zu besuchen. Das wäre wirklich lohnenswert, denn das Amt Storkow bewirtschaftet schon viele Grünflächen extensiv und hat positive Erfahrungen damit gemacht. Wir als NABU Scharmützelsee stehen hier, mit Rat und Tat, an ihrer Seite!
Gerade der Kurort Bad Saarow könnte von einer Vorbildfunktion profitieren und zeigen, dass er die Herausforderungen unserer Zeit erkannt hat und es versteht, Insektenschutz mit den ästhetischen Ansprüchen an einen Kurort zu verbinden. Wo es wünschenswert erscheint, könnten Schilder mit QR Code an den Grünflächen über Insekten aufklären und für mehr Verständnis werben.
Auch die privaten Gartenbesitzer sollten angesprochen werden. Leider haben viele ihre Gärten über das rechtliche Maß hinaus versiegelt, Ersatzpflanzungen für Baumfällungen werden häufig nicht kontrolliert und die Anlage von Schottergärten, die übrigens § 8 (1) der Brandenburgischen Bauordnung widerspricht, wird bisher offenbar nicht geahndet.
Hier gibt es also ebenfalls Potential, mit überschaubarem Aufwand wirksame Schritte gegen Klimakrise und Artensterben zu unternehmen. Wenn das durch gute Argumente und positive Anreize gelingt, ohne auf Paragrafen verweisen zu müssen – umso besser. Die negativen Auswirkungen der Klimakrise werden in unserer Region bereits im Rahmen des angespannten Wasserhaushalts spürbar. Leider werden offenbar die Informationen zum Thema Wassermangel vom Amt bisher nicht an die Bürgermeister und somit an die Bürger weitergegeben. Um Ihnen einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen, erhalten Sie von mir beiliegend noch das Protokoll vom Wassertreffen im letzten Jahr.
Wir würden uns freuen von Ihnen zuhören und gerne besuchen wir Sie mal auf ihren Fraktionssitzungen um die Grundwasserproblematik und die dadurch entstehenden Probleme mit unseren heimischen Waldbestand aufzuzeigen.
Eure Naturraummacher
Heike Christoph und Harry Hensler